Villa Schlikker soll weiterhin Villa Schlikker heißen

(SW) Die Villa im Museumsquartier Osnabrück soll auch weiterhin Villa Schlikker heißen. Diese Empfehlung gab der wissenschaftliche „Beirat zur Neukonzeption der Villa Schlikker“ laut einer Mitteilung der Stadt Osnabrück nach intensiver Beratung ab. Vorangegangen war ein Stadtratsbeschluss aus 2017, die Villa in „Hans-Calmeyer-Haus“ umzubenennen. Dagegen regte sich heftiger Widerstand. Ergänzend zum Hauptnamen „Villa Schlikker“ schlägt der Wissenschaftliche Beirat zwei Varianten als Untertitel vor: „Forum Erinnerungskultur und Zeitgeschichte“ und „What about Calmeyer“. „Es ist richtig, dass der Rat der Stadt Osnabrück nun eine neue Entscheidung auf Basis einer wissenschaftlichen Empfehlung treffen kann. Deshalb legt die Kulturverwaltung den politischen Gremien das Votum des Beirats zum Beschluss vor“, sagt Erster Stadtrat Wolfgang Beckermann.

Hintergrund: Der Osnabrücker Jurist Calmeyer war während des Zweiten Weltkriegs Teil des deutschen Besatzungsregimes in den Niederlanden. In Den Haag war er bis Herbst 1944 Leiter des „Judenreferats“ und somit Mittäter des Holocaust. Ihm und seinen Mitarbeitern gelang zwar, knapp 3.000 Jüdinnen und Juden vor der Deportation ins KZ und damit vor dem Tod zu bewahren. Viele Hunderte Fälle beschied Calmeyer allerdings auch negativ. Das neue Konzept der Villa, die am 9. November 2023 – 85 Jahre nach der Progromnacht von 1938 – wiedereröffnet werden soll, diskutiert diese Ambivalenz.

 

Foto (von links): Erster Stadtrat Wolfgang Beckermann, Direktor Nils-Arne Kässens und Prof. Dr. Alfons Kenkmann am Eingang der Villa Schlikker am Heger Tor, Museumsquartier Osnabrück © Swantje Hehmann