Wenn Patienten zu früh in die Reha kommen – Lücke im Reha-System an der Dörenberg-Klinik geschlossen
(PM) Die Dörenberg-Klinik Bad Iburg hat ein spezielles Rehabilitationsangebot für ältere orthopädische Patienten entwickelt, die nach einer Operation vom Krankenhaus direkt in die Rehabilitation kommen und einen besonderen Behandlungsansatz benötigen. Hierzu wurde das innovative Modellkonzept der orthopädisch-geriatrischen Rehabilitation auf den Weg gebracht. „Es zielt vor allem auf ältere Patienten ab, die nach einem Krankenhausaufenthalt noch nicht für die klassische orthopädische Reha fit sind“, so Julia Ebert, Oberärztin der Modellstation und stellvertretende Chefärztin. Das Konzept sei bundesweit in dieser Form einzigartig, sagt Nicole Venohr, Referentin für Organisationsentwicklung an der Dörenberg-Klinik: „Wir haben aus der Not eine Tugend gemacht und mit den Mitarbeitern gemeinsam ein innovatives Konzept entwickelt.“
Für die Umsetzung der orthopädisch-geriatrischen Rehabilitation wurde die Modellstation ´Ortho-Geri´ geschaffen. Sie ist speziell für orthopädische Patienten gedacht, die zugleich einen geriatrischen Bedarf aufweisen. Das habe es bisher nicht gegeben, erläutert Julia Ebert. Orthopädische Patienten, die nach einer Krankenhausbehandlung in die Reha-Klinik kämen, seien oft noch nicht in der Lage, umfassend an dem Rehabilitationsprogramm teilzunehmen. „Sie werden viel zu früh aus der Klinik entlassen und haben noch mit den Folgen der Operation zu kämpfen“, sagt die Ärztin. Für diese Patienten habe die Dörenberg-Klinik das neue Behandlungskonzept entwickelt. Patienten kämen nach einem Krankenhausaufenthalt manchmal erst in die Kurzeitpflege oder nach Hause. Dort entstehe dann eine Therapiepause. Das bringe Risiken für die Patienten und den Rehaerfolg mit sich. Besonders spürbar sei das nach einer Knieprothesenimplantation, da sich die Kniegelenksbeweglichkeit meist wieder deutlich verschlechtere. Das habe natürlich erhebliche Auswirkungen auf die Rehabilitation, weil der Rehabedarf enorm wachse und dadurch hohe Anforderungen an die Reha-Klinik entstünden, die einen ungeplanten Mehraufwand bedeuteten und die Genesung der Patienten verzögere, so Julia Ebert: Hier schaffe die Dörenberg-Klinik nun Abhilfe.
Das gelinge mit dem neuen Versorgungsangebot ´Ortho-Geri´, das eine Mischung aus Orthopädie und Geriatrie darstelle, erklärt Nicole Venohr: Denn immer häufiger bräuchten orthopädische Patienten in allen Rehabilitationsbereichen deutlich mehr Hilfe und Unterstützung, was in den Strukturen der orthopädischen Rehabilitation aber bisher nicht vorgesehen gewesen sei und bislang auch nicht finanziert wurde. Dies sei aber angesichts des medizinischen Fortschritts und einer älter werdenden Gesellschaft dringend erforderlich. Die Dörenberg-Klinik habe diesen Bedarf erkannt und ein besonderes Konzept entwickelt, so Venohr. Es sei dabei wichtig, „individuell auf die Patienten einzugehen und sie von Anfang an dort abzuholen, wo sie stehen“.
Ankommen und Kraft tanken ist daher das Motto zu Beginn der Reha. Viele orthopädische Patienten kommen in einem instabilen gesundheitlichen Zustand in die Reha, der einen Reha-Start nach den üblichen Verfahren nicht erlaubt. Das bedeutet, dass Standard-Rehaprogramme bei vielen älteren und multimorbiden Reha-Patienten nicht einfach durchgezogen werden können, sondern ein neuer individueller Ansatz verfolgt werden muss. Um diesen Patienten gerecht zu werden, ist ein weitreichender Blick auf die Patienten nötig, der über die orthopädischen Belange hinausgeht.
Dieses erfordere eine neue Herangehensweise für das Personal, insbesondere in den Bereichen der Pflege, der Therapeuten und des ärztlichen Dienstes, sagt Julia Ebert: „Dabei kommt es zu einer Vermengung nicht nur der Fachbereiche Orthopädie und Geriatrie, sondern auch der Bereiche Rehabilitation und akutstationärer Behandlung. Zum Beispiel muss das Kniegelenk nach dem Einsatz einer Prothese kontinuierlich beübt werden, damit die Patienten die für den Alltag notwendige Beweglichkeit erhalten. Damit dies gelingt, richtet sich der Blick zu Beginn der Rehabilitation vor allem auch auf beeinträchtigende Faktoren wie beispielsweise starke Schmerzen, Schlafqualität oder emotionale Befindlichkeit.“
Vor diesem Hintergrund machen angepasste Therapieeinheiten auf der Station oder Orientierungshilfen mit begleitender Führung durch das Haus kombiniert mit Gehphasen zu Beginn der Reha den Unterschied. Der Bereich ´Ortho-Geri´ sieht eine individuelle flexible Anpassung der orthopädischen Versorgungsformen auf die Bedürfnisse der Patienten vor.
„Dabei geht es vor allem um die über 70-Jährigen, die oftmals in eine geriatrische Reha geschickt werden, dort aber nicht die richtigen Rahmenbedingungen vorfinden“, erklärt Julia Ebert. Genauso sei es bei vielen orthopädischen Patienten: „Unsere Mitarbeitenden haben ein gutes Gespür dafür, wenn etwas nicht gut läuft“, berichtet die Ärztin: Daraus habe sich die Idee entwickelt, neue Lösungswege zu finden. „Wir reagieren auf den demographischen Wandel: Die Patienten sind anders als vor 20 Jahren.“ Viele kämen mit Mehrfacherkrankungen in die Rehakliniken und hätten zudem eine längere Regenerationsphase. Insgesamt habe es rund drei Jahre gedauert, das Projekt in der laufenden Praxis zu entwickeln. Es seien dafür alle die Versorgung der Patienten betreffenden Bereiche analysiert und zum Teil auf den Kopf gestellt worden.
Kaufmännischer Leiter Jens Dreckmann erläutert, das bundesweit einmalige Konzept stelle eine ganz neue Versorgungsstruktur dar, die an die sich wandelnden gesellschaftlichen Bedürfnisse angepasst worden sei. Es sei eine Abteilung mit 40 Betten als Unterabteilung aus der Orthopädie umgewidmet worden. Das neue Konzept werde wissenschaftlich begleitet und ausgewertet.