Entschädigungsforderungen gegen Energiehändler
(dpa)Gegen den Energiehändler Hoyer gibt es laut einem Bericht und nach Aussagen eines Anwalts mehrere Schadenersatzklagen wegen plötzlicher Vertragskündigungen für Gewerbekunden im Frühjahr. Etliche Betriebe sollen nach dem Beginn des Ukraine-Krieges keine zugesagten Erdgaslieferungen mehr von dem Unternehmen mit Hauptsitz in Visselhövede bekommen haben. Unter anderem warf der Osnabrücker Jurist Jan Bernd Schulze Wartenhorst der damaligen Hoyer Strom und Erdgas GmbH am Donnerstag vor, ihren eigenen Gasbezug vor dem rasanten Anstieg des Rohstoffpreisniveaus «unter bewusster Inkaufnahme sehr hoher Risiken» betrieben zu haben.
Nach «Spiegel»-Informationen sollen etwa ausreichende Käufe des Energieträgers oder Sicherungsgeschäfte für die weitergehandelten Mengen gefehlt haben. Hoyer betonte hingegen auf Anfrage, die GmbH habe ihre Lieferverträge in bester Absicht abgeschlossen. «Mit dem Ausbruch des Krieges haben sich allerdings alle Voraussetzungen grundlegend verändert», sagte ein Firmensprecher der Deutschen Presse-Agentur. «Die Vorwürfe weisen wir in vollem Umfang zurück.»
Mit dem Thema beschäftigte sich mittlerweile auch das Landgericht Verden. «Wir haben vorgetragen, dass die Preisgestaltung für viele Unternehmer erst so interessant geworden ist, weil wohl jegliche Terminabsicherung ausblieb», so die Darstellung von Schulze Wartenhorst. Klagen auf eine Weiterbelieferung der Kunden seien im Mai eingereicht worden, ab dem Spätsommer habe man dann Entschädigungsklagen hinzugenommen. Andere Kanzleien hätten sich dem angeschlossen. Hoyer äußerte sich zu diesen weiteren Punkten nicht.
Großhändler versuchen, kurzfristige Schwankungen auf Rohstoffmärkten durch zeitlich teils weit vorauslaufende Verträge abzufedern. Dieser Terminhandel soll die Stabilität erhöhen und verhindern, dass von versprochenen Endkundenpreisen allzu stark abgewichen werden muss.
Die Hoyer-Gruppe betreibt als großer Energie-Mittelständler zum Beispiel auch Tankstellen und Autohöfe. Beim Besuch von Kanzler Olaf Scholz Ende September in den Vereinigten Arabischen Emiraten waren monatliche Lieferungen von Dieseltreibstoff nach Deutschland von 2023 an verabredet worden. Hoyer ist an der Vereinbarung beteiligt.
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