Ansturm auf Tafeln

(DPA)Wegen der Preissteigerungen müssen immer mehr arme Menschen in Niedersachsen Lebensmittel bei den Tafeln beziehen. Weil inzwischen bis zu 700 Bedürftige am Tag kommen, hat zum Beispiel die Osnabrücker Tafel ihre Öffnungszeiten erweitert. «Bei uns arbeiten mittlerweile mehr als doppelt so viele ehrenamtliche Mitarbeiter», sagte deren Chef Hermann Große-Marke der «Neuen Osnabrücker Zeitung» (Mittwoch). Die Wartezeiten hätten dadurch von bis zu fünf Stunden auf zwei bis zweieinhalb Stunden reduziert werden können.

Große-Marke zufolge gehören zunehmend Familien mit Kindern zu den Kunden: «Die Menschen rufen hier bereits am 20. des Monats an und sagen, dass sie schlicht kein Geld mehr haben. Weil der Monat aber noch lang ist, kommen sie dann eben zum ersten Mal zur Tafel.» Die Scham sei oft sehr groß. Nach der Statistik des Vereins kamen im Juli 2019 – also vor Corona – insgesamt 4300 Bedürftige zur Hauptstelle in Osnabrück, in diesem Juli waren es 13 700 Menschen.

Die Tafeln sammeln bundesweit etwa von Supermärkten aussortierte Lebensmittel, die nach den gesetzlichen Bestimmungen noch verwertbar sind, und geben diese an Bedürftige ab.

Große-Marke plädierte angesichts der steigenden Not für Lebensmittel-Gutscheine. Diese dürften aber nicht auf die Sozialleistungen angerechnet werden. Zudem müssten Hartz-IV-Empfänger deutlich höhere Regelsätze bekommen.

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